The thick dream of freedom, Öl auf Leinwand, 1978, 214 x 325 cm, Orig. in Farbe
Metarealismus
Ölbilder, Zeichnungen, Radierungen
Ausstellung in der Galerie Lampingstr. 3
Bielefeld,1979
Gudrun Scholz schreibt im Katalog zur Ausstellung, ...
Hier wird im Bild das potenziert, was wir "technisches Bewußtsein" (Bense)
nennen, ausgehend von der Feststellung, daß wir in einer Welt leben,
"deren Realität in starkem Maße eine künstliche, eine technische genannt
werden darf". Technik, primär erzeugt zur Überwindung "vitaler und
realer Schwierigkeiten" entsteht insgesamt als "Realisation gewisser
Vorstellungen unserer Einbildungskraft".
... Technik könnte sich verabsolutieren ...
Matter makes Man, Öl auf Leinwand, 1978, 245 x 420 cm, Orig. in Farbe
Metarealismus – Onanie der Zeit, 1976, Feder, Bürste und Tusche, 60 x 49 cm, Ausschnitt
Katabolische Linien – Untersuchung der Risse in einem Fresko der Sixtinischen Kapelle
durch Laser, Tusche, 1973, 27 x 22 cm
Kulturelle Werte werden von Technik überlagert, auf Technik zentriert:
Ein Fresko der Sixtinischen Kapelle von Michelangelo wird verdoppelt durch
die Darstellung der Risse in jenen berühmten Wandgemälden,
die mit Hilfe von Laserstrahlen erkennbar werden. ...
Der Mensch bleibt in vielen Fällen als Träger von Attributen zurück,
vor allem als Träger (vordergründiger) Schönheit. Sie reduziert sich im Sinne
der Pop Art auf Fassadenschönheit als aufgespannte Schönheit mit
absoluter Symmetrie. In der Landschaft der Mona Lisa, die durch
futuristische Architektur ersetzt ist, spiegelt sich technischer
Fortschritt in der Darstellung
der Mona Lisa selbst. Die Zeichnung macht deutlich, was übrigbleibt,
was von der Mona Lisa übrigbleibt. An der Stelle ihres Kopfes zeichnet
A.Laskus ein Gehirn. Emotionale Schönheit umschließt nicht mehr,
sondern ist aufgesetzt als Pin-Up Girl.
Rationalistische Elemente haben emotionale absorbiert.
The Mnemonist (Luria), Radierung, 1974, 12,5 x 9,7cm
The Man with the shattered World (Luria), Radierung, 1974, 12,5 x 10 cm
...
This was Tomorrow. Die Zukunft ist bereits vergangen.
Die "Archäologie der Zukunft" (Laskus) hat begonnen.
Diese Formel paradoxiert den Zeitbegriff.
Zukunft, wie sie auf seinen Bildern teilweise projektiert wird,
sieht aus, als wäre sie schon längst dagewesen,
als wäre sie schon lange erstarrt, verwittert, zerronnen, versteinert ...
Zukunft ist archäologisierbar, weil fossil geworden.
Diese Welt, die unwiderruflich einen Endpunkt realisiert, ist ohne Folge.
Natur- und Technikfragmente sind gleichermaßen visionär aufgelöst.
Diese Welt hat alle Folgen schon gezogen.
A. Laskus' Sience Faction spielt teilweise Themen aus,
denen keine reale Bedeutung zukommt, aber eine mögliche,
eine realmögliche, eine technisch mögliche.
Sie ist Projektion einer Realität, wie sie sein könnte.
A. Laskus spricht in diesem Zusammenhang von Metarealismus.
Er orientiert sich an real Gegebenem, Gemachtem,
hin zu einer möglichen Realität.
Sie transzendiert die vorhandene, indem sie neue Zusammenhänge fixiert.
...
Realismus ist nicht auf das Objekt, den Kunstgegenstand bezogen,
sondern weist sich als Methode aus.
Realismus ist Herstellen, Sichtbarmachen von Realität oder Realitäten,
nicht Rekonstruktion des bereits Bekannten, sondern Konstruktion.
"Als guter Realist muß ich alles erfinden" (Alex Colville)
...
Realismus ist Herausbilden einer eigenen eigenständigen Realität.
...
"Künstlerischer Schein ist ... nicht nur bloßer Schein, sondern eine ...
nur in Bildern bezeichenbare Bedeutung von Weitergetriebenem, ..."
(Bloch)
Kristallisierter Himmel, Tusche, 1973, 30 x 21 cm
A. Laskus' Zeichnungen und Bilder nehmen Bedeutung hypothetisch vorweg,
mit dem Ziel, zur Reflexion zu nötigen. Insofern haben sie auch
kommunikative Realität. Sie wollen Bewußtseinsprozesse in Gang setzen,
die in dem Augenblick in (bedeutungstragende) Zeichenprozesse
überführt werden, in dem Konflikte entstehen, in dem das Dargestellte
nicht mehr nur als Darstellung akzeptiert wird, sondern in dem
die Darstellung eingreift, sich auswirkt, verändert, in dem wir zu dem Schluß kommen, daß das Problem der Technik nicht auf dem Boden der Technik
erkannt, geschweige denn gelöst werden kann.
Technk kann nicht länger als reine Technik abgehandelt werden,
sondern die menschliche Existenz muß einkalkuliert werden.
Technologie ist an der Existenz zu überprüfen,
wenn sie und wir in ihr nicht visionär laskushaft enden sollen.
Gudrun Scholz
Katalog
Galerie Lampingstr.3, Fachhochschule Bielefeld, Fachbereich Design, © 1979
Artur Laskus
Metarealismus
Ölbilder
Zeichnungen
Radierungen
Galerie Lampingstr.3
18.5. – 8.6.1979